Von der Waterkant zu Doktor Eisenbarth

Eine Fahrt auf dem Weserradweg

Unser Redakteur bei Reisen und Golfen Rupert Heigl ist mit dem Fahrrad den Weserradweg von Cuxhaven nach Hann. Münden abgefahren. 521 Kilometer in sieben Tagen mit dem E- Bike: Ein Abenteuer war da schon die Anreise : Ein Sprichwort sagt: „Das Schlimmste kommt zum Schluss“. Aber weit gefehlt. Das größte Abenteuer war der Beginn der langen Reise .Ganz genau die Zugfahrt von Wetzlar nach Cuxhaven an die Nordsee mit der Deutschen Bahn. Der erste Zug kam gar nicht (das Personal war nicht erschienen), der ICE hatte 78 Minuten Verspätung und obwohl der Fahrradstellplatz vorgebucht war musste er erst freigeräumt werden. Aber Ende gut –alles gut. Cuxhaven am Mündungstrichter der Weser in die Nordsee wurde mit zwei Stunden Verspätung gerade noch vor Sonnenuntergang erreicht.

Rustikales vor dem Einstieg bei Kilometer 0
Die Begrüßung an der Waterkant war hanseatisch kühl. So um die 5 Grad werden es wohl gewesen sein. Nach den 24 Grad in Wetzlar ein Kälteschock. Die Unterkunft auf dem Campingplatz Strandgut in einer „Kajüte“- eher rustikal. Für lausige 54 Euro die Nacht mit Schlafsack ein sehr uriges Domizil. Hundehütte nannten es die anderen Radfahrer. Und davon gab es viele. Eine kalte Nacht. Die Lage direkt am Strand wirklich schön. Die erste Etappe des Weges und sehr zu empfehlen, ist die Fahrt entlang der Nordsee und Wesermündung von Cuxhaven nach Bremerhaven. Die Krabbenbrötchen an der Küste sind wirklich lecker, auch wenn die Preise heute schon an die zehn Euro heranreichen. Der erste „gute“ Tipp: Immer von Nord nach Süd fahren, denn die meist steife Brise im Rücken spart im Laufe der 500 Kilometer viel Energie. Die Route führt direkt durch den Überseehafen von Bremerhaven, dem größten Umschlagplatz für Autos in Europa. Transportschiffe mit gigantischen Ausmaßen liegen dort am Pier. Wir haben keine Schätzung gewagt ,wie viele Autos im Bauch eines solchen Riesen transportiert werden können.

Die Bremer Stadtmusikanten nach 90 Kilometern
Pflichtstopp in Bremen sind natürlich die Stadtmusikanten. Schon am frühen Sonntagmorgen gibt es eine kleine Schlange für das obligatorische Foto mit den vier Tieren. Es ist immer noch eisig kalt. Gottseidank bringen unsere Bremer Freunde Stephan und Heike in weiser Voraussicht eine „Schietwettermütze“ , eine Art Zipfelmütze, und einen „Buff“, vergleichbar mit einem Schal , mit. Und schon der zweite Tipp: Im Norden mit jedem Wetter rechnen. Wir in Wetzlar sind da verwöhnt. Eine tolle Möglichkeit den Weserradweg von Bremen weiterzufahren ist per Schiff auf der Weser. Wir haben das auch getan und sind bis Verden auf der MS Stadt Verden geblieben. 30 Kilometer zum Genießen.

Minden und Porta Westfalica
Die nächsten 100 Kilometer bis Minden kann man fahren, muss man aber nicht unbedingt. Eher langweilig. Den Fluss bekommt man kaum zu Gesicht. Wer den Weserradweg bei Minden beginnt fährt den schönsten Teil der Strecke. Wo der Mittellandkanal die Weser in einem Trog kreuzt, liegt die Stadt Minden. Eine Schifffahrt durch die Schachtschleuse und über die Weser ist schon etwas Besonderes.
Mit Albträumen vom „Hort der Finsternis“ unserer Unterkunft fahren wir am nächsten Tag Richtung Porta Westfalica, der einzigen Stadt in Deutschland mit lateinischem Namen. Die Einwohner nennen sich Portaner. Nett und offen waren sie zu uns und haben gleich erklärt, dass der Name Porta Westfalica nicht von den Römern stammt sondern erst vor rund 200 Jahren eingeführt wurde. Damals war es wohl modern lateinische Namen zu gebrauchen. Tempora mutantur. Die Weser durchschneidet dort das Wiehen- und Wesergebirge. Eine tiefe Schlucht durch die Fluss und Weserradweg hindurchführen. Oben auf der Bergkuppe steht das 88 Meter hohe Kaiser Wilhelm Denkmal. Wer die Energie hat, kann dort hochradeln. Wir hatten sie nicht. Unbedingt sollte man einen Abstecher in den Kurpark von Bad Oeynhausen machen. Wunderschön. Wir haben einige böse Blicke geerntet ,weil wir das Rad nicht schoben. Also besser schieben zum 30 Meter hohen Jordansprudel. Die Weiterfahrt nach Hameln ist unspektakulär. Der Radweg allerdings superglatt. Wir wünschen uns das von manchen Strassen.

Rattenfänger und Lügenbaron
Seit 1284 in Hameln 130 Kinder spurlos verschwanden heißt der Ort Rattenfängerstadt. Zahllose in den Boden eingelassene Metallplatten mit Ratten zeigen den Weg durch die Fachwerkstadt. Wir haben uns einer Stadtführung angeschlossen und wissen jetzt was eine „Utlucht“( ein Erker zum Beobachten der Straße) und Weserbarock ist. Uns fällt ein, dass auch im Goethehaus in Frankfurt ein solcher Erker existiert. „Das war das Fernsehen der damaligen Zeit“ erklärt unser Stadtführer Klaus. Die Information bleibt hängen und ist der dritte Tipp. Ab Hameln führt der Weg immer direkt am rechten Weserufer entlang bis Bodenwerder. Zumindest für die ältere Generation ist Baron Münchhausen noch ein Begriff. Das Rathaus des Städtchens ist das Geburtshaus von Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, wie er korrekt hieß. Wir lieben die Geschichten des Lügenbarons und lassen sie uns im kleinen Museum noch einmal von Herrn Münchhausen vorlesen. Wirklich schön.

Weltkulturerbe und Hoffmann von Fallersleben
Holzminden, die Hauptstadt der Düfte, lassen wir nicht nur sprichwörtlich links liegen und radeln direkt weiter zum Weltkulturerbe Schloss Corvey. Drei bis vier Stunden sollte man dort in jedem Fall einplanen und eine Schlossführung mitmachen. Die Bibliothek ist unbeschreiblich groß, auch wenn unsere Schlossführerin Silke die Frage „ob das denn jemand liest oder jemals gelesen hat“ mit einem vielsagenden Lächeln quittiert. Nach dem Besuch des Grabes von Hoffmann von Fallersleben, dem Dichter der deutschen Nationalhymne, erholen wir uns noch eine Stunde im Garten des ehemaligen Klosters, der mit Liegestühlen ausgestattet ist und fahren dann weiter nach Bad Karlshafen.

Verfahren nach 521 Kilometern
In Bad Karlshafen verfahren wir uns erst einmal gründlich. Selber schuld, denn die Strecke ist stets gut beschildert. Durch einen schmalen Wasserdurchlauf und einen steilen Anstieg kommen wir wieder auf den Weserradweg. Schon in der Pension hatten uns die netten Besitzer vor den „Bergen“ gewarnt. Gut, bis hierher hatten wir gar keine Steigung. Die kleinen Hügel im Weserbergland lassen allerdings den Anstieg zum Wetzlarer Dom schon als Mount Everest erscheinen. Mit dem E Bike kein Problem. Das Wetter ist mittlerweile richtig warm geworden und die zahllosen Gartenlokale am Ufer der Weser lassen uns manche Pause einlegen. Wir sind eher Realisten und bestimmt keine Anhänger von romantischen Ausdrücken, aber hier entlockt die gewellte Landschaft Katharina den Ausspruch „malerisch“! Ganz erstaunlich! Unser Ende des Weserradweges oder auch der Anfang der Weser ist der Zusammenfluss der thüringischen Werra und der hessischen Fulda. Genau am Weserstein wo sich Werra und Fulda küssen und ihren Namen büßen müssen, wie es auf dem Stein heißt. Hann. Münden ist der offizielle Name der Stadt. Eigentlich ja Hannoversch Münden aber das ist wohl zu lang. „Wir hatten fertig“ doch dann kam Thorsten Schnook alias Dr. Eisenbarth. Den Doktor kannten wir natürlich aus dem studentischen Spottlied: „kann machen dass die Blinden gehn und dass die Lahmen wieder sehn“! aber sein zeitgenössisches Ebenbild nicht. Die Führung durch das Fachwerkstädtchen ist ein Muss. Der letzte Tipp. Eisenbarthstadt nennt sich Hann. Münden obwohl der Doktor, der doch besser war als sein Ruf, nur fünf Tage dort weilte und verstarb. Aber das kennen wir ja von der Goethestadt Wetzlar.

Fazit:
Ob in der Gruppe oder selbst geplant, eine Tour auf dem Weserradweg lohnt sich in jedem Fall. Nord Süd besser als Süd Nord. Na klar, der Wind. Kleidung für alle Fälle. Meist reichen jedoch zwei Packtaschen. Der schönste Teil. Von Cuxhaven nach Bremerhaven und von Minden nach Hann. Münden. Mit dem Fahrrad durch das halbe Land. Dort wo das Abenteuer Urlaub macht.

Quelle: eigen

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