Probleme mit der Kreditkarte im Ausland
Wer mit seiner kostenfreien Debitkarte in die Ferne reist, stößt schnell an Grenzen. Mietwagen abholen oder ins Hotel einchecken kann zum Ärgernis und am Ende teuer werden. Eine „echte“ Zweitkarte ist oft alternativlos.
Aufgepasst: Wo Mastercard oder Visa draufsteht, steckt nicht automatisch eine Kreditkarte drin. Bei den meisten Banken gibt es neben der Girocard nur noch eine Debitkarte kostenlos zum Konto dazu – und die ist nun mal keine echte Kreditkarte, wie viele Bürger glauben. Urlaubern ist der Unterschied meist nicht bewusst. Bis sie im Ausland zu spüren kriegen, dass sie mit ihrer unechten Variante nicht weit kommen. Das Abholen des gebuchten Mietwagens etwa am Dubai Airport kann so zum Schock werden. Debitkarte? Wird nicht akzeptiert, Pech gehabt. Erbarmt sich ein anderer Autoverleiher am Schalter nebenan, muss doppelt so teuer neu gebucht werden – und die Sicherheitskaution geht auch noch sofort vom Girokonto ab. Im Hotel das gleiche Spiel. Debitkarte? Geht nicht. Haben Sie noch eine Alternative dabei? „Urlauber sollten sich rechtzeitig um den passenden Kartenmix fürs Ausland kümmern“, rät Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Sonst kann Verreisen zum teuren Ärgernis werden. Das gilt es zu wissen:
Welche Karte habe ich im Geldbeutel?
Auch wenn Visa oder Mastercard aufgedruckt ist: Wer in letzter Zeit von seiner Bank eine kostenfreie Karte zum Konto dazu bekam, hält damit keine klassische Kreditkarte in der Hand. Viele Geldhäuser, darunter auch Direktbanken wie ING oder DKB, haben auch ihre Bestandskunden sukzessive umgestellt: Von der einst kostenfreien, echten Kreditkarte hin zu einer Debitkarte. Die Bezeichnung steht tatsächlich auf dem Plastikkärtchen drauf, wird nur gern übersehen. „Die Umstellung haben viele Verbraucher nicht wirklich mitbekommen, die Karten sehen auf den ersten Blick so aus wie früher“, so die Erfahrungen Straubs. Wer den echten Kreditkartentyp haben will, muss sich aktiv darum kümmern, ob bei der eigenen Bank oder anderswo. Meist wird dafür auch eine Gebühr fällig.
Wie unterscheiden sich echte von unechten Kreditkarten?
Wer mit seiner Debitkarte von Visa oder Mastercard zahlt, bekommt den Betrag immer direkt und sofort abgebucht. In der Regel wird das Girokonto umgehend belastet, allerdings nur bis zum eingeräumten Überziehungslimit. Was über den Dispokredit hinausgeht, ist nicht gedeckt. Debitkarten haben keinen eigenen Kreditrahmen. Ganz anders sieht das bei echten Kreditkarten aus. Wer damit zahlt, weiß: Der gesamte Kartenumsatz wird in der Regel erst nach einem Monat abgebucht. Meist hat das typische Kreditkartenkonto ein Limit, bis zu dem eingekauft und gezahlt werden kann. Beim revolvierenden Typ hat der Kunde sogar die Möglichkeit, mithilfe einer Teilzahlungsfunktion in Raten zurückzuzahlen, ohne Sollzinsen dafür berappen zu müssen, wie Beate Balke, Kartenexpertin des unabhängigen Finanzdienstleisters FMH in Frankfurt erklärt. Auf offene Beträge, die nicht innerhalb einer vorgegebenen Frist beglichen werden, können Zinsen anfallen.
Warum gibt es Probleme mit Mietwagen?
Innerhalb des Euroraums haben Urlauber kaum Schwierigkeiten beim Einsatz ihrer Debitkarte. Aber: Wer außerhalb unterwegs und auf einen Mietwagen angewiesen ist, dürfte auf massive Hürden stoßen. Viele Leihwagenstationen verweigern vor Ort das Abholen des Autos. So kann es passieren, dass man die Online-Buchung zwar mit seiner Debitkarte längst voll gezahlt hat, in Dubai dann aber trotzdem ohne Auto dasteht. Problem eins: Im Mietwagenvertrag steht dann meist im ersten Absatz, dass Debitkarten bei Abholung nicht akzeptiert werden – was gern überlesen wird. Anders als bei echten Kreditkarten lässt sich die Sicherheitsleistung für Unfälle nicht vorsorglich blocken. Die Anbieter fürchten, dass das Konto im Schadensfall nicht gedeckt ist und sie auf den Kosten sitzen bleiben. Problem zwei: Wer vor Ort keine echte Kreditkarte dabei hat, erfüllt seinen Vertrag nicht. Was schlimmstenfalls bedeutet, dass der Urlauber seine Zahlung nicht erstattet bekommt, wie Frieder Bechtel, Sprecher des Vermittlerportals billiger-mietwagen.de, erläutert. Problem drei: Wer es schafft, bei der Mietwagenkonkurrenz vor Ort trotz Debitkarte ein anderes Auto an Land zu ziehen, muss happige Aufpreise in Kauf nehmen. Problem vier: Die Neubuchung geht sofort vom Konto weg, Kaution inklusive. Da kommen schnell viele hundert Euro zusammen. War das Konto bereits angespannt, rutscht der Urlauber ins Minus, muss Überziehungszinsen von bis zu 12 Prozent und mehr zahlen, Daueraufträge wie die Miete platzen. „Mietwagenkunden sollten sich für Nicht-EU-Länder noch eine echte Kreditkarte zulegen, innerhalb des Euroraums werden Debitkarten problemlos akzeptiert“, rät Bechtel.
Wie läuft es in Hotels?
Ähnlich ärgerlich kann es für Debitkarten-Besitzer auch beim Einchecken in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen laufen, wie Balke berichtet. Sobald es um die Kaution für Minibar und hoteleigene Restaurants oder zur Absicherung gegen Schäden an der Zimmereinrichtung in Nicht-EU-Ländern geht, stehen Urlauber schnell vor Hürden. Debitkarten werden hier nicht gern gesehen, ob im Luxushotel oder Dreisterner. Echte Kreditkarten sind hingegen willkommen, weil sich die Sicherheitsleistung ganz leicht blocken lässt. Schaffen es Gäste, dass der Hotelmanager beide Augen zudrückt und die Kaution doch noch via Debitkarte abwickelt, werden oft viele hundert Euro auf einen Schlag vom Konto abgebucht. Wer etwa mit 700 Euro Sicherheitsleistung eincheckte, aber nur 250 Euro Kosten im Hotel hatte, muss oft einen Monat lang auf die Rückzahlung der Differenz warten und viel finanziellen Puffer mitbringen.
Was gibt es bei echten Kreditkarten zu beachten?
Wer sich zusätzlich eine echte Visa oder Mastercard zulegen will, hat die Qual der Wahl, wie Balke berichtet. Am Markt gebe es nach wie vor jede Menge Karten ohne Jahresgebühr, etwa bei der bei der Hanseatic Bank, bei Barclays oder Bank Norwegian. Mit vielen kann weltweit auch kostenlos bezahlt und Geld abgehoben werden. Auch hier sind Debitkarten im Nachteil, weil in Nicht-EU-Ländern dafür Gebühren anfallen. Aber: „Auch mit einer kostenfreien Kreditkarte läuft man Gefahr, dass sie im Geschäft oder Restaurant letztlich doch nicht funktioniert“, mahnt Balke zur Vorsicht. Das liege am Risikomanagement der Emittenten. „Kommt die Karte immer in Frankfurt und dann plötzlich in Brasilien zum Einsatz, wird Missbrauch vermutet und geblockt“, berichtet Balke. Ihr Tipp: Vor Abfahrt eine E-Mail an den Kreditkartenherausgeber schreiben und die Reise ankündigen. „Das klappt, dann gibt es keine ärgerlichen Ausfälle“, so Balke. Alternative: Eine echte Karte mit Jahresgebühr. Wer dafür zahlt, braucht keine Probleme fürchten.
Quelle: eigen
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